Testbericht: Marmot Super Mica (ultraleichte Hardshell)

Vom 13/04/2012
2 Kommentare

Der Frühling steht langsam aber sicher vor der Tür. Für viele von uns bedeutet dass, das die Ausrüstung wieder leichter und die Touren wieder länger werden. Die beste Zeit also, um eine ultraleichte Regenjacke vorzustellen: Die nur 247g leichte Marmot Super Mica Jacket verschwindet bei Sonnenschein im Rucksack und bietet bei Regen besten Wetterschutz.

Eckdaten, Konstruktion und Material

  • Konstruktion: Hardshelljacke mit verstärkten Schultern und Hüfte
  • Material: Marmots MemBrain® Strata™ (100% Nylon mit Ripstop und getapten Nähten)
  • Belüftung: Pit-Zips an den Unterarmen mit wasserabweisenden RVs
  • Kapuze: Laminiertes Schild mit ERG-Verstellsystem
  • Gewicht in M: 247g (Hersteller), 233g (Fastpacking)
  • Hergestellt in: Vietnam

Testbericht

Die zentrale Frage bei ultraleichten Regenjacken ist zunächst immer die der Rucksacktauglichkeit. Wie verträgt sich ein so leichtes Material mit einem Trekkingrucksack? Die Antwort hängt selbstverständlich insbesondere vom Gewicht des Rucksackes ab. Um den immergrünen Diskussionen um Sinn und Unsinn ultraleichter Ausrüstung etwas entgegenzukommen, sei klar gestellt, dass sich diese Jacke keinesfalls für Trekker eignet, die eine eher durchschnittliche Ausrüstung (lies: recht schwere, um eine Hausmarke zu nennen: Rund 15kg bei mehrtägigen Touren) ihr eigen nennen. Wer schwer unterwegs ist, aber für Gewittereinbrüche eben eine möglichst leichte Jacke dabei haben möchte, muss sich im Klaren darüber sein, dass die Super Mica sicherlich ein paar solcher Notfälle übersteht – mehr aber auch nicht. Pauschal kann man sagen, dass ultraleichte Regenjacken wie diese auf eine insgesamt leichte Ausrüstung angewiesen sind. Andernfalls steigt das Risiko von Materialschäden.

Marmot verwendet für die Super Mica die hauseigene MemBrain® Strata™-Laminierung (2,5 Lagen), die laut Hersteller das leichteste und atmungsaktivste Material in diesem Marktbereich ist – und auf dem Papier stolze Werte aufweisen kann: 20.000mm Wassersäule und 20.000gr Dampfdurchlässigkeit sind eine echte Hausnummer. Auch wenn es für Endkunden vermutlich immer unmöglich bleiben wird, diesen Werten selbst auf den Zahn zu fühlen, fühlt sich die Super Mica (bspw. im Vergleich zu einer Gore-Tex Pro-Shell) in der Tat außerordentlich atmungsaktiv an. Und auch wenn es über den Winter nur wenige Möglichkeiten gab, die Wasserdichtigkeit ernsthaft auf die Probe zu stellen, hat die Super Mica bisher ihren Job super gemacht: Während des vorweihnachtlichen Orkans Joachim bin ich nicht nur trocken geblieben, ich habe auch die Kapuze lieben gelernt.

Das geringe Gewicht ultraleichter Ausrüstung wird oft durch kompromissloses Weglassen von nicht unbedingt notwendigen Features erreicht. Nicht so bei der Super Mica: Die Kapuze war für mich eine echte Überraschung. Mit zwei Kordeln vorne und einer am Hinterkopf kann sie einfach fest gezogen werden. Insgesamt halten alle Kordeln der Super Mica, also auch die am Bund, bombenfest. Der Schirm schlägt darüber hinaus alles, was mir in dieser Gewichtsklasse bisher in die Finger gekommen ist. Da gibt es einfach nichts zu bemängeln: Die Super Mica holt aus jedem Gramm das Maximum heraus. Einzig die Verstärkungen an Schulter- und Hüftbereich erscheinen mir eher aus psychologisch Gründen angebracht worden zu sein. Sie sind sicherlich nicht ganz nutzlos, aber ein zu schwerer Rucksack wird die Jacke auf Dauer mit oder ohne diese Verstärkungen zerreiben.

Anmerkungen und Tipps

Obwohl das Material einen geringen Stretch-Anteil hat (also ein wenig dehnbar ist), sind die Arme doch recht eng. Mit dickerem Longsleeve und Fireball Smock fühlt man sich schon an das Michelin-Männchen erinnert. Wenig Platz bedeutet in der Regel Einbußen nicht nur in der Atmungsaktivität, sondern auch in der Isolation in diesem Bereich. Eine normale Daunenjacke als Mid-Layer verträgt sich schon nicht mehr mit der Super Mica als Hardshell. Im Winter werde ich daher weiterhin auf eine dafür ausgelegte Drei-Lagen-Jacke zurückgreifen.

Wer noch mehr Gramm einsparen will kann einen Blick auf die Marmot Mica werfen: Etwas veränderte Kapuze, gleiches Material. Die weggelassenen Pit Zips sparen rund 50 Gramm – und 60 Euro.

Preis-Leistungsverhältnis

Knapp 200 Euro für eine Jacke, von der man im Idealfall gar nicht merkt, dass man sie dabei hat – das muss jeder selbst entscheiden. Ich achte sehr auf das Gewicht meiner Ausrüstung (keinesfalls ultraleicht) und die Super Mica ist für mich die perfekte Regenjacke für meine schneefreien Touren.

Öko-Infos zum Hersteller

  • Ökologisch: Marmot hat Anfragen der CCC ignoriert (Link)
  • Sozial: Marmot ist weder Mitglied einer Multi-Stakeholder-Initiative noch einer Monitoring-Initiative (Link)

Fazit

  • Das Verhältnis von Gewicht zu Leistung könnte nicht besser sein
  • Sehr gute Passform
  • Sehr gute Kapuze
  • Unabhängig vom Produkt: Große Intransparenz in Sachen Nachhaltigkeit / Unternehmensverantwortung seitens Marmot

Video

2010 hat die Super Mica den Gear of the Year Award des Outside-Magazins gewonnen. Dazu hat Marmot ein kurzes Video veröffentlicht:


2 Kommentare
Vom 14/04/2012
Von Carsten

Das ist ja witzig :-)

Ich hab die Jacke ja schon länger genau in der Farbe wie im Video.

Der Artikel ist echt ausgewogen. Ich hatte die Jacke mit leichter Ausrüstung sowohl in
Schottland als auch auf dem GR20 und in Neuseeland dabei. In allen Fällen blieb sie
nicht nur als Wetterschutz im Rucksack, sondern musste sich widrigen Bedingungen
stellen.

Da mein Rucksack nie über 12kg wog, gibt es bis dato auch keine erkennbaren
Abnutzungserscheinungen.

Daumen hoch für die Super Mica und vielen Dank für das Verlinken Fabian

Vom 26/04/2012
Von Fabian

Hey Carsten,

gerne doch! Kommt ja so selten vor das die Herstellerangabe über dem tatsächlichen Gewicht liegt. Da muss die Quellenangabe dann schon passen! ;-)

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