LYO Food – Geschmackvoll, gesund, gefriergetrocknet


Auf der OutDoor 2012 gab es neben großen Ankündigungen der alten Hasen der Branche auch kleine Überraschungen junger, interessanter Unternehmen. Ich interessiere mich besonders für Firmen, die innerhalb der Branche versuchen abseits vom Mainstream eigene, andere Ideen umzusetzen und neue Wege zu gehen. LYOFOOD ist so eine Firma.

Während der netten Gespräche mit unzähligen Kostproben am LYFOOD-Messestand in Friedrichshafen entstand schnell die Idee, einen Testbericht über Trekkingnahrung zu schreiben. Inwiefern es nun tatsächlich Sinn macht etwas so subjektives wie Geschmack in dieser Form beurteilen zu wollen, sei dahingestellt. Für meine Wanderung auf dem GR20 stellte mir LYOFOOD nichtsdestotrotz für jeden Tag ein Hauptgericht zur Verfügung. Dieser etwas ungewöhnlichen Testbericht folgt auf das unten stehende Interview.

Ein Gespräch mit LYOFOOD

hugsforhikers: Bevor wir über eure Expeditionsnahrung sprechen, würde ich gerne noch etwas mehr über euch erfahren: Ihr habt LYOFOOD 2009 in Köln gegründet, richtig? Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits einige etablierte Hersteller von Expeditionsnahrung. Gab es einen bestimmten Gründungsgedanken, etwas, das ihr anders machen wolltet?

LYOFOOD: 2009 wurde lediglich die LYOFOOD GmbH mit Sitz in Köln gegründet. Die Gerichte von LYOFOOD gibt es aber schon seit 1998. Zunächst wurden Sie unter der Marke des Mutterunternehmens Lyovit, und später unter dem Namen Lyofood verkauft. 2009 gab es neben der GmbH Gründung, die exklusiv den deutschsprachigen Raum bediene sollte, auch ein Rebranding (die Einführung der LYOEXPEDITION-Linie).

Um auf den Gründungsgedanken zurückzukommen – unser Ziel war es echte Mahlzeiten zu schaffen und nicht eine Mischung aus fertigen Zutaten. Dabei standen ebenfalls die Nährwerte im Vordergrund. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden hochwertige Zutaten zu verwenden ohne Konservierungs- oder Zusatzstoffe. Wir wollten Mahlzeiten schaffen, die wir selbst gerne essen – nicht nur in Extrembedingungen.

hugsforhikers: Stehen bei euch nur Geschmack und Inhaltsstoffe im Vordergrund, oder wollt ihr auch nachhaltige Expeditionsnahrung produzieren?

LYOFOOD: Bei LYOFOOD steht eindeutig der Geschmack im Vordergrund. Dafür haben wir eine auf dem Markt einzigartige Methode entwickelt, bei der die Gerichte zunächst mit allen Zutaten gekocht werden, so wie eine normale Mahlzeit zubereitet wird. Erst anschliessend wird das Gericht gefriegetrocknet. So kann der volle Geschmack beibehalten werden und das Gericht schmeckt lecker – als ob man es gerade frisch zubereitet hätte.

Die Nachhaltigkeit ist aber der Grundgedanke bei der Gefriertrocknung. Bei keiner anderen Methode der Haltbarmachung erhält man annährende Ergebnisse. Geschmack und Nachhaltigkeit müssen sich in diesem Fall nicht ausschließen. Ganz im Gegenteil. Der Prozess, den wir verwenden, zielt darauf ab! Er ist arbeitsaufwändig und teuer, aber wir hoffen, dass der Markt es zurückzahlt.

hugsforhikers: Wie stellt ihr sicher, dass eure Zulieferer eure Standards einhalten? Kauft ihr Lebensmittel zu, die von unabhängigen Dritten zertifziert sind? Zum Beispiel mit dem Bio-Siegel der EU? Falls nicht: Was spricht dagegen?

LYOFOOD: Mit unseren Köchen arbeiten wir seit mehreren Jahren zusammen. In der Produktion werden oft Zutaten aus dem eigenen Anbau verwendet. Im hauseigenen Labor werden die Gerichte nach dem Kochen und dann erneut nach dem Gefriertrocknen untersucht. Ökologische Produkte machen einen großen Teil des Geschäftes des Mutterunternehmens aus. Ein reines ökologisches Gericht ist in der Entwicklungsphase. Dabei wird auf die schon seit Jahren durch das Mutterunternehmen verwendeten Standards zurückgegriffen.

hugsforhikers: Wie laufen bei euch die Entscheidungen für oder gegen bestimmte Zutaten? Ihr habt derzeit acht verschiedene Hauptgerichte in eurem Shop. Angenommen das soll in Zukunft mehr werden, wie würdet ihr entscheiden, welche neuen Gerichte ihr anbietet? Spielt dabei zum Beispiel eine Rolle, ob es Zutaten aus der Region sind?

LYOFOOD: Die meisten Kräuter kommen aus dem eigenen Anbau. Andere Zutaten werden von den Köchen sorgfältig ausgewählt. Es handelt sich dabei um regionale Produkte, die in Jedermanns Küche beim Kochen Anwendung finden. Schließlich sollen sich die Gerichte nicht von den üblichen Gerichten unterscheiden.

hugsforhikers: Plant ihr in Zukunft auch exotischere Gerichte anzubieten, oder wäre der ökologische Fußabdruck der Zutaten aufgrund des längeren Transportweges auch ein Grund, sich dagegen zu entscheiden ein bestimmtes Gericht anzubieten?

LYOFOOD: Es befindet sich einige asiatische Gerichte in der Entwicklung. Dabei verwenden wir Zutaten, die auch in den üblichen „Asia-Märkten“ erhältlich sind. Ein asiatisches Bio-Gericht ist im Moment nicht in Planung, aber in der heutigen Zeit denkbar.

hugsforhikers: Glaubt ihr, dass es heutzutage möglich ist, mit einem besonderen, aber sehr kleinen Produktsortiment langfristig erfolgreich zu sein? Die Konkurrenz trumpft ja eher mit Massenware.

LYOFOOD: Qualität statt Quantität – so könnte man unsere Devise beschreiben. Unsere Gerichte werden sorgfältig ausgesucht. Nicht alle Mahlzeiten eignen sich für die Gefriertrocknung. Es müssen hauptsächlich Eintopfgerichte sein, die man unter schwierigen Bedingungen einfach zubereiten kann. Unser Sortiment wird nicht um jeden Preis wachsen. Erst wenn wir von einem Gericht überzeugt sind, und der Geschmack gewährleistet werden kann, bringen wir es auf den Markt. So werden wir bald beispielsweise vier Frühstückssorten einführen, die es dem Kunden ermöglichen werden, ein komplettes Menu aus Frühstück, Suppe, Hauptgericht und Nachtisch zusammenzustellen. In anderen Ländern bieten wir ein größeres Sortiment an Gerichten an. Es sind aber nicht unbedingt die Gerichte, die auf dem deutschsprachigen Raum gefragt sind.

Testbericht: LYOFOOD Hauptmahlzeiten

Während meiner letzten Trekkingtour, einer zweiwöchigen Durchquerung des korsischen Gebirgsmassivs auf dem GR20, stand bei mir jeden Tag ein LYOFOOD Hauptgericht auf dem Programm. Da die Auswahl momentan auf wenige Produkte beschränkt und mein Geschmackssinn ignorant ist, gab es abwechselnd Schweinegulasch mit Kartoffeln,  Penne Bolognese oder Farfalle in Gorgonzola-Spinat-Sauce. Klingt schon mal vielversprechend.

Die Zubereitung der LYOFOOD-Hauptgerichte unterscheidet sich im Wesentlichen nicht von denen anderer Hersteller: Wasser erhitzen, die gefriergetrocknete Mahlzeit in die Tasse oder den Topf, Wasser dazu, umrühren, warten, fertig. Das Expeditionsnahrung praktisch ist auf Trekkingtouren grundsätzlich gut funktioniert ist hinlänglich bekannt. Die einzigen Ärgernisse waren bislang der Preis und – in den meisten Fällen – der Geschmack. Auch vom Preisniveau unterscheidet sich LYOFOOD von anderen Produzenten nicht erwähnenswert.

LYOFOOD will sich von der Konkurrenz mit Geschmack und Inhaltsstoffen absetzen. Letztere klingen auf dem Papier super, wirklich test- oder kontrollierbar ist in dem Rahmen eines Blogbeitrages jedoch nicht. Ich hatte jedenfalls über die gesamten zwei Wochen hinweg keinerlei Probleme in der Magengegend.

Bleibt also der Geschmack. Und der ist tadellos.  Die gemeinsame Kostprobe mit Sven von aufundab.eu auf der OutDoor hatte damals bei uns beiden bleibenden Eindruck hinterlassen. Das ging bei mir so weit, dass ich vor der Tour die Penne Bolognese zu Hause als Abendessen auf dem Tisch hatte. Auf dem GR20 hat jedoch das Schweinegulasch am meisten imponiert. Ob da die Erwartungen einfach am geringsten oder nicht sei dahingestellt, aber das Schweinegulasch schmeckt tatsächlich nach Schweinegulasch, wenn auch etwas zäh dann und wann.

Geschmacklich gibt es absolut nichts zu beanstanden. Die Mahlzeiten schmecken tatsächlich recht frisch, vor allem schmeckt man die Kräuter und Gewürze richtig heraus. Das kannte ich von keiner anderen Expeditionsnahrung. Einziger Kritikpunkt ist die Mengenverteilung unter den einzelnen großen Gerichten. Eine große Packung Penne Bolognese hat für mich die perfekte Menge nach einem langen Wandertag. Die große Packung Farfalle mit Gorgonzola-Spinat-Sauce jedoch habe ich fast nie geschafft, das Schweinegulasch war etwas zu wenig. Das ist natürlich subjektiv. Dennoch sind die unterschiedlichen Mengen auch auf der Packung wiedergegeben: Die kleine Packung Farfalle hat zum Beispiel 132g, die kleine Packung Schweinegulasch 68g Füllgewicht. Aufgekocht relativiert sich der große Unterschied zwar etwas, aber ich habe die alle Packungen der gleichen Größenkategorie als doch sehr unterschiedlich empfunden.

Am Abend der vorletzten Etappe des GR20 habe ich übrigens meine Reste Farfalle mit Gorgonzola-Spinat-Sauce gegen eine Packung Süßer Moment von Dr. Oetker getauscht (Hallo David!). Das klingt banal, aber wer selbst längere Zeit an einem Stück in den Bergen ist, weiß, was das bedeutet.


3 Kommentare
Vom 17/01/2013
Von Sven

Bin schon gespannt, ob und wann LYO diese “in der Tüte kochen”-Sache umsetzt. Lecker ist’s auf jeden Fall, so oder so.
Süßer Moment ist leider passé: http://www.aufundab.eu/blog-entry/s%C3%BC%C3%9Fer-moment-vom-markt-genommen

Vom 17/01/2013

Ich hatte auf der OutDoor auch Kontakt mit LYO Food und über Testprodukte gesprochen, leider haben Sie sich auch auf mehrmalige Anfrage nicht mehr gemeldet… Da hattest Du wohl mehr Glück ;-)

Schöner Artikel jedenfalls!

Liebe Grüße,

Erika
ulligunde.com

Vom 17/01/2013
Von Fabian

@Sven: https://www.youtube.com/watch?v=jmrJx32xefM

Das Kochen in der Tüte selbst ist für LYOFOOD bei deren Anspruch wohl nicht so einfach zu lösen. Bin aber auch gespannt, was da kommt.

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