Testbericht: Patagonia Nano Puff (ultraleichter Kunstfaserpullover)

Vom 13/12/2011
4 Kommentare

Patagonia Nano PuffIn der kalten Jahreszeit werden die Packlisten für anstehende Touren länger und das Gewicht damit schwerer. Der Patagonia Nano Puff ist ein Kunstfaser-Pullover, der zeigt, dass es auch anders geht: Kleines Packmaß, geringes Gewicht und dank Primaloft-One-Füllung wunderbar als isolierender Midlayer geeignet, der durch eine DWR-Behandlung bei Nieselregen aber durchaus auch mal ohne Hardshell getragen werden kann.

Eckdaten, Konstruktion und Material

  • Konstruktion: Isolierender Kunstfaser-Pullover mit 3/4-Reißverschluss
  • Außenmaterial: 34g, 15-Denier Polyester-Gewebe mit DWR-Finish* und Ripstop
  • Futter: 47g, 22-Denier Gewebe mit DWR
  • Isolation: 60g PrimaLoft One
  • Taschen: Brusttasche mit Reißverschluss (gleichzeitig Packbeutel mit Haken)
  • Gewicht: 289g (Größe M)
  • Öko-Infos: Außernmaterial aus 100% Recyling-Polyester, hergestellt in Vietnam

* Durable Water Repellent: Eine wasserabweisende Imprägnierung.

Testbericht

Beim Schlafsack-Kauf steht jeder Kunde vor einer grundsätzlichen Entscheidung: Daune oder Kunstfaser? Die Vorteile beider Materialien, das geringere Gewicht bei besserer Isolation der Daune einerseits, und die Feuchtigkeitsunempfindlichkeit der Kunstfaser andererseits, sind weitläufig bekannt. Bei Isolationskleidung wird bisher nur selten über diese Grundsatzentscheidung nachgedacht: Das Angebot an Isolationsschichten für kalte Wintertouren ist von Daunenprodukten dominiert, während Kunstfaserprodukte kaum zu finden sind. Aber während man, hoffentlich, abends trocken in den Schlafsack kriecht, ist man während der Wintertour in mindestens einer wasserdichten Schicht gekleidet, was für viele bedeutet, dass der Schweiß läuft und läuft und läuft…

Patagonia Nano Puff

Hier entsteht prinzipiell das gleiche Problem wie bei Schlafsäcken: Ist die Daune einmal durchgenässt, verliert sie einen großen Teil ihrer Isolationsfähigkeit. In den letzten Jahren sind daher einige innovative Mid-Layer auf den Markt gekommen, die dieses Problem lösen wollen, und die gerade für Freunde besonders leichter Outdoor-Ausrüstung interessant sind. Allen voran: Die Nano Puff-Serie von Patagonia, die seit ihrer Markteinführung 2009 mittlerweile schone eine Art Kultstatus erreicht hat.
Der Nano Puff sieht mit seinen viereckigen Kammern nicht viel anders aus als ein Daunenpulli. Das matte Schwarz passt gut zum eher unauffälligen Design. Der Kragen ist nicht ganz 8cm hoch und liegt angenehm am Hals. Es gibt am oberen Ende des Reißverschlusses eine kleine Kammer für den Zipper. Der Reißverschluss selbst verhakt nicht und ist nicht laminiert oder ähnliches (was in der Regel ohnehin nur bei Shells der Fall ist), ist dafür aber auf der Innenseite hinterlegt um eine Kältebrücke zu vermeiden.

Patagonia Nano Puff

Ich habe den Nano Puff auf ausgedehnten Herbstwanderungen im Allgäu getragen, bei kühlen Temperaturen, immer über dem Gefrierpunkt. Der Pulli ist zwar kein Windstopper im eigentlichen Sinne, eine gute Brise kann ihm aber nichts anhaben. Tatsächlich hält er wärmer als man ihm auf den ersten Blick zutraut. Rund um null Grad stößt er vermutlich für die meisten an seine Grenzen, wenn er alleine getragen wird. Zum Wandern selbst war es mir bei milden Temperaturen sogar zu warm, ich habe ihn nur während der Brotzeit oder bei der Gipfelrast übergezogen. Er ist fantastisch leicht und sehr angenehm zu tragen. Eigentlich ist der Nano Puff der perfekte Mid-Layer. Eigentlich.

Der einzige echte Kritikpunkt am Nano Puff ist einer, der mir tatsächlich etwas Freude an diesem ansonsten hervorragend gelungenen Midlayer genommen hat: Der Schnitt. Bei einer Körpergröße von 1,75m geht mir der Pulli in M gerade über die Hüfte und bei ausgestreckten Armen knapp über die Handgelenke. Soweit ist das okay, auch wenn mir ein etwas längerer Schnitt lieb gewesen wäre. Was mir einfach nicht gefällt ist, dass ich gefühlt zwei mal hinein passe. Das ist natürlich scherzhaft übertrieben, aber nichtsdestotrotz war mein erster Gedanke bei der Anprobe, dass die Weite vom Verhältnis her bei mir überhaupt nicht zur Länge passt. Carsten von fastpacking.de hat mich vorher auf die ungewöhnliche, für den amerikanischen Markt ausgelegte Passform hingewiesen, und als Alternative auf den Montane Fireball Smock aufmerksam gemacht. Einen ausführlichen Testbericht zu diesem Kunstfaserpulli von Montane wird es nach der nächsten Tour geben.

Patagonia Nano Puff

Vom für mich etwas zu weiten Schnitt abgesehen aber vereint der Nano Puff alles, was man für eine leichte Ausrüstung benötigt: Gute Isolationsleistung bei sehr kleinem Gewicht und sehr geringem Packmaß, gleichzeitig winddicht und in begrenztem Maße wasserabweisend (heißt: Einen Regenschauer wird er nicht überstehen, den ein oder anderen Schneefall aber durchaus).

Anmerkungen und Tipps

Patagonia Nano PuffDie Brusttasche (samt Reißverschluss) verursacht zwar ein paar Gramm mehr Gewicht, dient gleichzeitig als Packsack mit einer kleinen integrierten Schlaufe.

Der Nano Puff ist innen sehr glatt, für mich etwas zu glatt. Was für das Layern gut sein mag (da die unterschiedlichen Schichten nicht so sehr aneinander reiben), hat mich beim Liegen auf meiner sehr rutschfesten Therm-a-Rest Z-Lite am steilen Hang ziemlich gestört. Nach ein paar Sekunden ist mir der Bund bis unter die Achseln hochgerutscht. Langsam aber sicher bin ich so aus dem Pulli rausgerutscht und dem gefrorenen Kuhfladen vor meiner Isomatte gefährlich nahe gekommen.

Patagonia Nano Puff

Im Schlafsack macht der Nano Puff als flaches Kissen übrigens eine Top-Figur! Es gibt ihn zudem auch als Jacke ohne und mit Kaputze, und auch als Veste.

Öko-Informationen

Patagonia ist übrigens eine der aktivsten Outdoor-Marken in Sachen Umweltschutz. Auf der offiziellen Internetseite zum Nano Puff erfährt man alles über den ökologischen Fußabdruck des Pullis: Jeder Nano Puff verursacht 18.097km Transportwege, 2,8kg CO2 und nur 85g Abfall. Vorbildlich ist außerdem, dass transparent gemacht wird warum man sich für Primaloft One (besseres Isolation-Gewicht-Verhältnis) – und damit gegen die Primaloft Eco mit 50% recyceltem Polyester – als Isolierung entschieden hat.

Darüber hinaus ist der Nano Puff Teil der Patagonia Common Threads Initiative. Solltet ihr euren Nano Puff also irgendwann einmal loswerden wollen weil er defekt oder einfach ausgetragen ist, könnt ihr in an Patagonia zurücksenden, wo er recycelt und neu verarbeitet wird.

Preis-Leistungsverhältnis

160 Euro für ein 289g-Kleidungsstück ist ein respektabler Preis, aber weniger ist eben mehr heutzutage. An dieser Stelle sei aber darauf hingewiesen, dass der Patagonia Down Sweater, also das zum Nano Puff äquivalente Daunen-Produkt, locker 50 Euro mehr kostet.

Fazit

  • Sehr geringes Gewicht
  • Sehr kleines Packmaß
  • Gute Isolation
  • Sehr weiter Schnitt

4 Kommentare
Vom 13/12/2011
Von Basti

Sehr schöner und ehrlicher Bericht. Das was man von der Passform hört, hat mich bisher auch immer vom Kauf eines Patagonia Jäckchens abgehalten. Werde mir in den nächsten Tagen aber doch auch mal mal eines genauer anschauen. Abgesehen von dem etwas weiten Schnitt hat die Firma ja einen tadellosen Ruf was Qualität und ökologisches Bewusstsein angeht (soweit das bei einem Konzern dieser Größe halt möglich ist).
Die Nano-Serie erschien mir im Vergleich zu Primaloft Jacken anderer Hersteller immer etwas dünn. (z.B. im Vergleich zur alten Infinity Light von Berghaus)
Auch die große Anzahl an durchgesteppten Nähte schien mir wenig schlüssig, wenn man mal von der notwendigen Fixierung des Füllmaterials absieht. Aber bisher hatte das in der Praxis bei keinem meiner Bekannten sich als negativ (Kältebrücken etc.) gezeigt. Wie sieht das bei Deinen Erfahrungen mit dem Teil aus?

Vom 13/12/2011
Von Fabian

Hi Basti, Patagonia hat tatsächlich international in der Branche den Ruf des Öko-Vorreiters, das ist bei denen quasi Teil des Unternehmensgründungsmotivs gewesen, sozusagen.

Ich wundere mich aber über die gleichen Dinge. Zum einen die vielen Nähte, die ja aus UL-Perspektive auch teilweise unnötiges Gewicht sind (genau wie die Brusttasche, wenn man’s genau nimmt), zum anderen üben den Schnitt. Zu letztem muss ich sagen, dass ich mich inzwischen etwas dran gewöhnt habe. Wie ich in Outdoorklamotten aussehe ist mir auf Tour ziemlich egal, allein die Tatsache dass vielleicht etwas zu viel Luft am Körper für leichte Kühle sorgen könnte hat mich nachdenklich gemacht. Ich muss aber sagen, dass mir bei knapp über null Grad und ziemlich starken Wind auf der Nagelfluhkette während den Pausen echt mächtig warm war in dem Ding. Hatte allerdings auch noch einen Microfleece drunter, aber keine Hardshell drüber. Während dem Wandern war es mir persönlich sogar zu warm.

Ich habe seit Kurzem auch einen Fireball Smock (Testbericht wird auch kommen) und muss sagen, dass der meiner Meinung nach vieles besser kann. Zum einen viel weniger Nähte, zum anderen hat der Primaloft Eco (anstatt Primaloft One) drin, ist aber von meinem subjektivem Wärmeempfinden her keinen Deut schlechter. Weil er etwas enger ist, könnte er sogar noch wärmer sein (ähnlich viel Isolation ist auf weniger Fläche verteilt; es gibt weniger Luftkammern zwischen Kleidung und Körper). Aber dazu schreibe ich dann ausführlicher…

Vom 19/02/2012

Hi,
Ich habe den Pullover in den USA gekauft. Der Preis ist dort einiges besser:-)!
Ich bin auch mehr als zufrieden mit dem guten Stück, leicht, sehr warm, sehr angenehm zu tragen.
Ach ja, was für den einen ein Nachteil ist, ist für andere ein Vorteil. Ich bin 1,72m groß und habe Übergewicht. Mir passt der xl wie angegossen :-)! ….übrigens……mir sind die meisten Sportkleidungen zu lang, da meist nur schlanke Figuren bei den Schnitten beachtet werden.
Gruß
Andy

Vom 19/02/2012
Von Fabian

Hi Andy,
viele Herstellen schneiden ihre Ärmel aber z.B. auch absichtlich zu lang, zumindest bei Funktionsbekleidung – wegen der Klettertauglichkeit. Ärmel und Hosenbeine sind bei mir aber auch grundsätzlich immer zu lang, bei quasi jeder Marke. ;)

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